Selbstdarstellung:
Eine seltsame Tätigkeit, das Komponieren. Aufregend, voller Mühen,
verbunden mit Risiken, Enttäuschungen - aber auch hohen Befriedigungen.
Der, dem die Veranlagung dazu eingegeben ist, tut es, ohne wissen zu
wollen, warum. Auf die Frage nach der Quelle musikalischer
Erfindungsgabe und kompositorischer Phantasie weiß im keine Antwort.
Stichworte zum frühen Lebensgang: 1923 in Wien geboren, in Salzburg
aufgewachsen, nachdem mein Vater, Kinderarzt, 1927 dort Primarius des
Kinderspitals wurde. Schulzeit ohne Mühe, ohne einschneidende
Begebenheiten oder Traumen, aber äußerst belastet durch eine politisch
wirre Zeit. 1941 Matura am Realgymnasium, die Klasse dezimiert durch
freiwillige Einrückungen in den Krieg, mein langjähriger Banknachbar als
Kampfflieger abgeschossen. Beide Eltern sehr musikverbunden. Frühe
Erinnerungen: Die Eltern vierhändig Brucknersinfonien spielend, aus
technischen Gründen sehr langsam, auch die schnellen Sätze, im hörte
sie, einschlafend, aus dem Nebenzimmer. Oder, im Elternhaus meiner
Mutter, sie war eine Mühlenbesitzertochter aus Niederösterreich, mein
Onkel Noten schreibend für das Salonormester des örtlichen Musikvereins,
eine Cellostimme, im spüre bis heute den tiefen, fast magischen
Eindruck, den dem Fünf- oder Sechsjährigen die kalligraphisch gemalten
Notenköpfe machten, auch wenn das Notenschreiben jetzt in meiner Arbeit
zum Teil vom Computer übernommen wird.
Mit sieben Jahren begann im Klavier zu lernen. Das rein technische Üben
pflegte im allerdings schon sehr bald durch stundenlanges Improvisieren
aufzulockern. Dieser Elementardrang verlangsamte zwar die
klaviertechnischen Fortschritte, verschaffte mir aber schon früh eine
Übersicht über unser Tonsystem und eine Einsicht in die Verhältnisse,
Beziehungen, Möglichkeiten und Spannungen des klingenden Materials. Das
Improvisieren am Instrument, das spontane Mobilisieren musikalischer
Phantasie ist bei mir untrennbar mit dem Komponieren verbunden, es
verleiht der Erfindungsgabe jenen Schwung, der aus hingeschriebenen
Noten Klang-Formierungen zu machen imstande ist, die als »Musik"
empfunden werden können. Im kann mir nicht vorstellen, wie man
komponieren kann, ohne die Fähigkeit des Improvisierens zu besitzen. Mit
elf Jahren begann im, Improvisationen aufzuschreiben, einige solcher
Blätter habe im in sentimentaler Anwandlung aufgehoben, sauber gemalte
Noten, wie bei meinem Onkel gesehen, meist in a-Moll. Selbst der
schmeichelhafteste Biograph würde darin kaum so etwas wie erste
Anzeichen einer persönlichen Handschrift erkennen können. Mit dreizehn
kam ich im Mozarteum in die Klavierklasse von Franz Ledwinka, einem
begeisternden Künstler-Pädagogen, dessen für die Musik glühendes Herz
auf uns Junge prägend und anfeuernd ausstrahlte. |