Musikalische Dokumentation

Gerhard Wimberger

Konzert-Ausstellung

Wien 1992, 39S., Ill., Notenbeisp.

 

Inhalt:

Seite:

   

Programmfolge des Konzertabends

5

Gerhard Wimberger: Notizen über mich

7

Peter Revers: Gerhard Wimberger

11

Werkverzeichnis Gerhard Wimberger

17

Literatur von und über Gerhard Wimberger

25

Die Ausstellung [Bearbeitung Liselotte Theiner]

29

 

Selbstdarstellung:

Eine seltsame Tätigkeit, das Komponieren. Aufregend, voller Mühen, verbunden mit Risiken, Enttäuschungen - aber auch hohen Befriedigungen. Der, dem die Veranlagung dazu eingegeben ist, tut es, ohne wissen zu wollen, warum. Auf die Frage nach der Quelle musikalischer Erfindungsgabe und kompositorischer Phantasie weiß im keine Antwort.
Stichworte zum frühen Lebensgang: 1923 in Wien geboren, in Salzburg aufgewachsen, nachdem mein Vater, Kinderarzt, 1927 dort Primarius des Kinderspitals wurde. Schulzeit ohne Mühe, ohne einschneidende Begebenheiten oder Traumen, aber äußerst belastet durch eine politisch wirre Zeit. 1941 Matura am Realgymnasium, die Klasse dezimiert durch freiwillige Einrückungen in den Krieg, mein langjähriger Banknachbar als Kampfflieger abgeschossen. Beide Eltern sehr musikverbunden. Frühe Erinnerungen: Die Eltern vierhändig Brucknersinfonien spielend, aus technischen Gründen sehr langsam, auch die schnellen Sätze, im hörte sie, einschlafend, aus dem Nebenzimmer. Oder, im Elternhaus meiner Mutter, sie war eine Mühlenbesitzertochter aus Niederösterreich, mein Onkel Noten schreibend für das Salonormester des örtlichen Musikvereins, eine Cellostimme, im spüre bis heute den tiefen, fast magischen Eindruck, den dem Fünf- oder Sechsjährigen die kalligraphisch gemalten Notenköpfe machten, auch wenn das Notenschreiben jetzt in meiner Arbeit zum Teil vom Computer übernommen wird.
Mit sieben Jahren begann im Klavier zu lernen. Das rein technische Üben pflegte im allerdings schon sehr bald durch stundenlanges Improvisieren aufzulockern. Dieser Elementardrang verlangsamte zwar die klaviertechnischen Fortschritte, verschaffte mir aber schon früh eine Übersicht über unser Tonsystem und eine Einsicht in die Verhältnisse, Beziehungen, Möglichkeiten und Spannungen des klingenden Materials. Das Improvisieren am Instrument, das spontane Mobilisieren musikalischer Phantasie ist bei mir untrennbar mit dem Komponieren verbunden, es verleiht der Erfindungsgabe jenen Schwung, der aus hingeschriebenen Noten Klang-Formierungen zu machen imstande ist, die als »Musik" empfunden werden können. Im kann mir nicht vorstellen, wie man komponieren kann, ohne die Fähigkeit des Improvisierens zu besitzen. Mit elf Jahren begann im, Improvisationen aufzuschreiben, einige solcher Blätter habe im in sentimentaler Anwandlung aufgehoben, sauber gemalte Noten, wie bei meinem Onkel gesehen, meist in a-Moll. Selbst der schmeichelhafteste Biograph würde darin kaum so etwas wie erste Anzeichen einer persönlichen Handschrift erkennen können. Mit dreizehn kam ich im Mozarteum in die Klavierklasse von Franz Ledwinka, einem begeisternden Künstler-Pädagogen, dessen für die Musik glühendes Herz auf uns Junge prägend und anfeuernd ausstrahlte.