Musikalische Dokumentation

Paul Walter Fürst

Konzert-Ausstellung

Wien 1989, 28 S., Ill., Notenbeisp.

 

Inhalt:

Seite:

   

Programmfolge des Konzertabends

5

P.W. Fürst: Selbstdarstellung

7

Herbert Vogg: Paul Walter Fürst, Musiker

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Paul Walter Fürst – Werkverzeichnis

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Die Ausstellung [Bearbeitung Liselotte Theiner]

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Selbstdarstellung:

Als Musiker bin ich aufgewachsen, und da mir ein Instrument zu wenig gab, kamen andere dazu. Das war immer noch zu wenig, um mi! Musik, nicht davon, leben zu können.
Also fing ich an zu schreiben. Erst für mich Brauchbares am Klavier, inspiriert von der Umwelt im Musischen Gymnasium. Kurt Thomas war mein erster Kompositionslehrer, aber ich hatte überhaupt keine Beziehung zur Kantorei, aus der er kam. Weit einflußreicher war für mich die Bekanntschaft mit der Person Hugo Distier und seinen Werken. Er war "Freidenker" wie ich, und sein Lebensende hat mich derart berührt, daß ich meiner bisher eher belanglosen Schreiberei ein Ende setzte.
Von diesem Augenblick war ich mir bewußt, daß auch ein Komponist eine Aufgabe hat, die nicht nur darin bestehen kann, irgendein Notengefüge zu erstellen oder ein spezifisches System zu verfolgen. Musik muß eine Botschaft sein, deren Wert nur daran gemessen werden kann, wie weit diese Botschaft empfangen wird. Dabei spielt die Anzahl der verstehenden Empfänger keine Rolle, es bedarf nur weniger und es ergibt einen Sinn.
Meine eigene Überzeugung war stets maßgeblich und nicht die, in die mich mancher Kritiker hineinpressen wollte.
Aus praktischen Erwägungen ist es immer von Vorteil, wenn man sich einordnen läßt; es schien mir eben nicht wichtig, meine Beweggründe zu manifestieren.
Wesentlich dabei unterstützt hat mich H. Scherchen, der mir einen Auftrag verschaffte mit der Auflage: "Stellen Sie den Interpreten Aufgaben, fordern Sie sie auch mit mehr als einer Noten-lesebeschäftigung heraus; es überträgt sich auf den Zuhörer". - Lange Zeit danach bekam ich die Bestätigung, daß ich doch ein Komponist bin. Dank der Drucklegung und der damit verbundenen Verbreitung meiner Werke erfuhr ich von mir unbekannten Interpreten und Ensembles, zu welchen Anlässen diese Werke aufgeführt wurden.
Aufnahmen in das Repertoire von sogenannten Hausmusiken haben mich ebenso erfreut wie die Verwendung einzelner Sätze bei Rezitationsabenden wider den Krieg.
Mir war daher die Beibehaltung eines Stiles oder die Befolgung eines modischen Trends von unwesentlicher Bedeutung. Immer wenn ich ein sogenanntes Erfolgsstück zuwege brachte, änderte ich meinen stilistischen Kurs; das verleitete mich zu einer Aussage, daß Stilbrüche in meinen Arbeiten einkalkuliert sind. Ich handelte mir den Vorwurf eines Selbstzweckes ein.

Diesen Vorwurf und noch viele andere muß ich mir deshalb gefallen lassen, weil ich nie soviel über meine kompositorische Arbeit ausgesagt habe wie in dieser Niederschrift zum speziellen Anlaß.
Als Entschuldigung mag gelten, daß ich mich kraft meiner sonstigen Betätigung lieber für die Belange von Kollegen einsetzte und nie außerhalb der Tagesereignisse stehen wollte.
Die Umwelt war schon immer für mich eine Herausforderung. Sich niemals ihr anzupassen, schien mir von größerer Bedeutung, als persönlich erfolgreich zu sein.